Für die Gläubigen in Heilbronn war der Gottesdienst am Mittwoch, 4. Dezember, ein besonderer. Nicht nur, weil Bischof Martin Rheinberger zu Besuch kam. Auch, weil an diesem Abend an den 4. Dezember 1944 gedacht wurde. Vor 75 Jahren wurde Heilbronn durch Luftangriffe während des zweiten Weltkriegs zerstört.
Die Gottesdienstbesucher wurden an diesem Abend durch Evangelist in Ruhe Manfred Schreiweis an diese dunkle Stunde der Stadt erinnert. Er bürgte durch eigenes Erleben und Recherchen für diese einschneidende Geschichte. Nachdem eindrucksvolle Fotos gezeigt worden waren, drang sein emotional und persönlich ergreifender Vortrag tief in die Wahrnehmung der Zuhörer: die letzten „Wächter von Sankt Kilian“, Artur Glöggler und Robert Dienst, die betende Luise Seitz, der dankbare „Großer Gott“ spielende Soldat, die „gerettete“ Familie Leidig, die fürchterliche Bombardierung, die niederträchtige Kohlenmonoxid-Vergiftung im Keller, das kindliche Spiel (Welches Haus brennt mächtiger?), der Schock und die Sorge der Überlebenden und die Hilfe untereinander! Was er erzählte, ging „unter die Haut“ und sein Appell „Lasst uns deshalb immer mehr für den Frieden in der Welt beten und denen, die aus diesen Kriegen fliehen, mit christlicher Nächstenliebe begegnen“, darf nie verhallen.
Vor, während und nach dem Gottesdienst sorgten der Chor und das Bezirksorchester mit ihren Vorträgen für eine heilsame Stimmung.
Der Gottesdienst begann mit dem Eingangslied „Mit dir, o Herr, verbunden“, dem Gebet und einem Bibelwort aus Matthäus 5,3:
„Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich.“
Schon am Anfang bat Bischof Martin Rheinberger Gott um „tröstende Aussichten“, um die Geschwister umgehend aufzufordern: „Habt Vertrauen in den liebenden Gott.“ Auch Jesus sei in einigen Augenblicken seiner Erdenzeit verzweifelt gewesen: „Warum hast du mich verlassen?“; diese Frage hätten sich die Menschen vor 75 Jahren auch gestellt. „Erst im Licht der Auferstehung werden wir Gott verstehen können“, brachte der Bischof den Gläubigen nahe.