Ein Stolperstein wurde am Samstag, 29. Juni 2019, im Eingangsbereich vor der neuapostolischen Kirche Besigheim verlegt. Er soll künftig an Frida Dippon erinnern, die bis zu ihrem Tod im Obergeschoss des Kirchengebäudes gewohnt hat.
Vor 20 Jahren wurde dieses zwar abgerissen und eine neue Kirche darauf gebaut, trotzdem soll das der Ort sein, an dem an Frida Dippon gedacht wird. Die Stolpersteine erinnern in vielen Städten an die Opfer des Nationalsozialismus. Der Künstler Gunter Demnig war nun in Besigheim, um den achten Stein in der Stadt zu verlegen. Die Kirchengemeinde Besigheim umrahmte die Verlegung und übernahm die Patenschaft für den Stein.
Frida Dippon wurde 1896 geboren und heiratete mit 21 Jahren Ernst Dippon, den damaligen Gemeindevorsteher von Besigheim. 1927 wird Frida Dippon „als geistesgestört zur Heilung“ in die Staatliche Heilanstalt Weinsberg eingewiesen. Gemeinsam mit 47 weiteren Frauen wird sie am 25. Januar 1940 von Weinsberg nach Grafeneck gebracht. Sie wird dort noch am selben Tag vergast.
„Jesu Friede sei mit allen“ sangen die Sänger des Gemeindechors, während Gunter Demnig den glänzenden Stein in den Hof der Kirche setzte. „Für uns soll der Stolperstein täglich Mahnung sein, die Nächstenliebe in den Vordergrund zu stellen und gegen Diskriminierung und Hass vorzugehen“, sagte Dominik Floer, der heutige Gemeindevorsteher von Besigheim. Einen Stolperstein vor einer Kirche zu verlegen, sei keineswegs widersprüchlich. Schließlich sei Jesus Christus selbst immer gegen Ausgrenzung und Vorurteile gewesen, habe Kranke, die niemand in der Nähe haben wollte, geheilt, und Sünder besucht. „Seine Mission war es, nicht auszugrenzen, sondern zu integrieren“, so Dominik Floer.
Auch der Besigheimer Bürgermeister, Steffen Bühler, war vor Ort und dankte der neuapostolischen Kirche für die gelungene Umrahmung. „Die Stolpersteine mahnen zwar für das, was passiert ist“, erinnerte er. „Doch das geht immer mehr in Richtung Gegenwart.“ Sie sollen ebenso auf die heutige Zeit hinweisen, denn auch aktuell würden schlimme Dinge auf dieser Welt geschehen.
„Ich freue mich, dass Frida Dippon nun wieder da ist, wo sie gewohnt und sich wohlgefühlt hat“, sagte Margit Stäbler-Nicolai, die die Stolpersteinverlegungen in Besigheim vorantreibt und Führungen anbietet. Im Anschluss ergaben sich noch schöne Gespräche zwischen Gemeindemitgliedern, Besigheimer Bürgern und Geschichtsinteressierten bei kühlen Getränken, Obst und Gebackenem.
Die Ludwigsburger Kreiszeitung berichtete hier (https://www.lkz.de/lokales/landkreis-ludwigsburg_artikel,-stolpersteine-taegliche-mahnung-fuer-naechstenliebe-_arid,544673.html) über die Stolpersteinverlegung vor der neuapostolischen Kirche.