Zwei Bischöfe innerhalb einer Woche am gleichen Altar – das ist dann doch eher eine Ausnahme als der Regelfall… So geschehen am 6. April in Heilbronn-Böckingen, wo Bischof Rolf Ludwig einen Gottesdienst für die Senioren des Bezirks hielt, nachdem Bischof Georg Kaltschmitt an gleicher Stelle am Sonntag zuvor der dortigen Gemeinde gedient hatte.
Bischof Ludwig stellte den 5. Vers des Psalms 108 in den Mittelpunkt seiner Predigt:
Denn deine Gnade reicht, so weit der Himmel ist, und deine Treue, so weit die Wolken gehen.
Gnade sei letztendlich das Wichtigste – das vollendende Element. Zwar hätten sicher alle Gottesdienstteilnehmer das gleiche Ziel: bei Jesus sein zu wollen. Und wer diesen Wunsch habe, müsse anstreben ihm gleich zu werden. Aber hier sei alles Bemühen unvollkommen und nur durch Gnade erreichbar.Und: „Steht dieser Wunsch und das Bemühungen noch in mir ???“
Maßstab dafür könne sein, sich selbst zu definieren über die wachsende Gnade, die man selbst empfangen habe.
Ein Rezept für die aktuelle Zeit sei dabei, seine eigene menschliche Ohnmacht der göttlichen Allmacht gegenüber- bzw. zu unterstellen: „Ich befehle meinen Geist in deine Hände.“ Gemeinsinn gelte es über Eigensinn zu stellen.
Dennoch könne man auch mit 85 noch so stark sein wie mit 40 – im Vertrauen oder in der Treue. Dies habe ihm ein 100jähriger Glaubensbruder anlässlich dessen Geburtstages mit den Worten bestätigt: „Das Schönste steht doch noch bevor!“
Der Bischof bat dann den jüngsten anwesenden Gemeindevorsteher um einen Predigtbeitrag – und der Priester rief dabei die Senioren, die inzwischen mit gesundheitlichen Einschränkungen leben müssten, auf, wegen der Rollatoren, Hörgeräte oder anderer medizinischer Hilfsmittel nicht zu jammern, sondern diese als Hilfe oder Segen zu betrachten.
Der jüngste Bezirksevangelist „mahnte“ auch in fortgeschrittenen Jahren bleibende Aktivität an. Prämisse könne dabei sein: Segen auf das bereits Gearbeitete und Geleistete, Bewahren des Geliebten und die Decke der Gnade auf das, was nicht richtig gemacht wurde.
Gnade nehmen heiße aber auch, anderen Gnade zu schenken und zu vergeben!
Der jüngste Bezirksälteste schließlich ging auf das Chorlied „Mit dem Herrn fang alles an“ ein: Wir fangen Dinge mit dem Herrn an – wir wickeln sie nicht ab, wie im Geschäftsleben manchmal üblich.
Nach Sündenvergebung, Abendmahl und Schlusssegen gab der Bischof den Anwesenden noch ein Zukunftsprojekt mit auf den Weg: Das was heute gehört wurde, „runterziehen“ in den Alltag mit der Bereitschaft, etwas zu verändern. Aber: mit diesem Projekt bald beginnen, nicht auf die lange Bank schieben, denn mit jedem Gottesdienst gebe es ein neues …