Bereits am 11. September 2016, nur vier Wochen nach dem Stammapostelbesuch in Heilbronn, bei dem Apostel H.-P. Schneider in den Ruhestand verabschiedet worden war, kam der 'neue' Apostel Dieter Prause aus Nürnberg nach Heilbronn.
In freudiger und gespannter Erwartung hatten sich die Geschwister aus den Gemeindebereichen Heilbronn-Pfühl und Heilbronn-Böckingen in der Kirche Heilbronn Pfühlstraße versammelt und auch die Kinder erwarteten den Apostel schon im Foyer der Kirche mit Blumen in den Händen. Es wurde eine überaus beglückende Begegnung auf allen Seiten!
Der neue Apostel 'im reifen Alter', wie er von sich selber sagte, legte seiner Predigt das für diesen Sonntag vorgesehene Stammapostelwort aus Römer 12,13 zugrunde: „Nehmt euch der Nöte der Heiligen an. Übt Gastfreundschaft.“
Mit viel Empathie wandte sich der Apostel in seiner Predigt zunächst den Kindern zu, für die am nächsten Tag das neue Schuljahr begann. Auch ein Neuanfang mit vielleicht fremder Umgebung und unbekannten Menschen! Er wünschte ihnen die besten Noten und gab den Rat: „Wer mit Freude an die Arbeit geht, kommt schneller zum Ende.“
Was ändere sich für die Gemeinden mit dem neuen Apostel? Eigentlich nichts. Auch er werde den grundlegenden Auftrag des Apostelamts erfüllen, Christus eine geschmückte Braut zuzuführen. Die Bereitung auf den Tag des Herrn sei das Wesentliche. Dann verliere alles andere an Bedeutung. Er halte am Bewährten fest und sei offen für Neues.
Der Apostel legte Wert darauf, dass es bei der Aufforderung im Textwort (Nehmt euch der Nöte der Heiligen an. Übt Gastfreundschaft.) nicht um den Dienst der Apostel oder der Amtsträger gehe, sondern um den Dienst der ganzen Gemeinde! Die 'Heiligen', um deren Nöte wir uns annehmen sollen, seien die Gläubigen, die durch das Opfer Jesu und durch die Wirksamkeit des Heiligen Geistes in Wort und Sakrament geheiligt seien, auch wenn sie unvollkommene Menschen sind.
Und wie wüssten wir etwas von den Nöten der Heiligen? Es hänge doch keiner einen Steckbrief an die Kirchentür, damit alle von seinen Sorgen und Problemen Kenntnis bekämen! Der Apostel zitierte die 'Goldene Regel', mit der Jesus es uns ganz einfach gemacht habe: „Was ihr wollt, dass die Leute euch tun sollen, das tut ihnen auch!“ (Matth. 12,13)
Was aber bräuchten wir und andere? Liebe, Fürsorge und Zuneigung. „Zeige Bruder und Schwester, dass sie geliebt und getragen sind!“, so die eindringliche Aufforderung des Apostels.
Das sei das Gegenteil von dem, die Schwächen des Nächsten gleich in Internet-Foren an den Pranger zu stellen.
Besser sei es, Lösungen im Miteinander zu finden.
Auch zum vielzitierten Begriff der 'Wohlfühlgemeinde' hatte der Apostel eine wichtige Botschaft: Es gehe nicht um Aktionismus nach dem Motto 'Hauptsache, es rührt sich was! ' Nein! „Das geht tiefer!“ Es gehe um Veränderungen hin zum Guten – auch, wenn es schwer falle.
Der Apostel griff auch noch einen eindringlichen Gedanken des Stammapostels auf: Keiner von uns habe Anspruch auf eine Sonderstellung, kein Bruder, keine Schwester könne beanspruchen, dass sich der Amtskörper ganz auf ihre Person ausrichten müsse, weil sie es ganz besonders schwer hätten, obwohl dies durchaus der Fall sein könnte.
„Nimm dich persönlich nicht zu wichtig! Alle anderen brauchen die Liebe und Fürsorge des Herrn genauso wie du!“
„Übt Gastfreundschaft“ sei die Aufforderung, dem Fremden etwas abzugeben von unseren materiellen Gütern, aber auch von unserem geistigen Gut. „Gott will, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“ (1. Tim. 2.4). Darin zeige sich göttlicher Erlösungswille. So sollten auch wir allen alles Gute gönnen, denn uns fehle dann trotzdem nichts.
Die drei Bezirksevangelisten des Bezirks wurden zur Wortverkündigung gerufen.
Bezirksevangelist Karl Schanz griff den Gedanken auf, der Apostel wolle am Bewährten, am Evangelium festhalten. Wir wüssten: Keiner kaufe ein Haus und ändere das Fundament. Das Evangelium sei das Fundament. Von da aus führe uns Jesus von einer Wahrheit in die andere.
Bezirksevangelist Hartmut Fischer bezog sich zunächst auf das gemeinsam gesungene Eingangslied: „Oh seliger Sonntag“. Mit diesem Lied zeige die Gemeinde die Bereitschaft, den Apostel in die Herzen aufzunehmen. Am Sonntag erhalte man Aufgaben im Haus Gottes, im Wochenlauf gehe es ums Üben. Mit fortschreitendem Lernen komme man auch zum Ausüben dessen, was man gelernt hat.
Bezirksevangelist Eberhard Schneider verwies auf das Gleichnis Jesu vom 'Verlorenen Sohn'. Der brave daheimgebliebene Bruder hatte kein Verständnis dafür, dass der Vater für den zurückgekehrten Sohn ein großes Fest veranstaltete, obwohl dieser sein ganzes Erbe durchgebracht hatte. „Nur, wenn wir den Anderen lieb haben, fällt uns auf, dass er leidet und was er braucht.“
Apostel Prause:
Was wir alle bräuchten, sei Gnade! Am Beispiel vom empörten Bruder des 'Verlorenen Sohns' könnten wir erkennen, wie nötig es sei, auch denen, die nicht so viel gearbeitet haben oder ganz zuletzt kommen, die Liebe des Vaters zu gönnen. Im Arbeitsleben kennen wir das anders: Wer im Dezember mit der Arbeit beginnt, bekommt kein Jahresgehalt. Gönnen wir trotzdem den Anderen, auch den zuletzt dazu Gekommenen, dass ihnen in gleicher Weise geholfen wird wie uns? Es wird uns dadurch nichts fehlen!
Insofern sei das Textwort „Nehmt euch der Nöte der Heiligen an. Übt Gastfreundschaft.“ ein „universelles Wort Gottes, das für alle Zeiten gilt.“
Der Apostel beendete den Gottesdienst nach der Sündenvergebung und Feier des Heiligen Abendmahls mit Gebet und Segen. Anschließend verabschiedete er sich persönlich von den Geschwistern.