(18.12.2016) Dass der Kirchenpräsident der Neuapostolischen Kirche Süddeutschland, Bezirksapostel Michael Ehrich, bereits vor einigen Wochen für den 4. Advent seinen Besuch in der kleinen Gemeinde Bad Friedrichshall angekündigt hatte, war schon recht ungewöhnlich und gab zu einigen Spekulationen Anlass...
Doch diese entkräftete er gleich zu Beginn des Gottesdienstes selbst: Eine wegen der dortigen Wahlen ausgefallene Ghana-Reise habe dazu geführt, dass er sich an einen Einladungsbrief erinnerte, den der hiesige Gemeindevorsteher ihm vor einiger Zeit anlässlich des Kirchenumbaues geschickt hatte.
Und so hielt er persönlich dort den letzten Sonntagsgottesdienst vor Weihnachten – begleitet vom zuständigen Apostel, dem Bischof und den Bezirksämtern der Region.
Empfangen wurde er von dem kleinen Kinderchor der Gemeinde mit dem Lied „Hast du heute schon danke gesagt?“ – und diese Frage gab er umgehend an die Kinder und später die gesamten Gottesdienstbesucher zurück. Das Danken, Loben und Preisen solle als erstes in den Herzen stehen, auch wenn es nicht immer einfach falle.
Das Bibelwort aus Galater 4, Vers 4 und 5, das er dem Gottesdienst zu Grunde legte, sei zwar ein typisches „Adventswort“, doch könne man nicht nur mit dem Verstand an das Evangelium gehen – der Glaube sei hier in erster Linie gefordert.
Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn,
geboren von einer Frau und unter das Gesetz getan,
damit er die, die unter dem Gesetz waren, erlöste,
damit wir die Kindschaft empfangen.
In diesem Wort werde die Wesensgleichheit und Ebenbildlichkeit von Jesus mit Gott und Mensch verdeutlicht. Die in der Christenheit verbreitete übliche Darstellung des Geschehens in Form einer Weihnachtskrippe sehe zwar oft romantisch aus, aber „für Maria und Josef war dieser Stall zu Bethlehem alles andere als romantisch“.
Dennoch sei der Mensch als Ebenbild Gottes geschaffen – erst mit dem Sündenfall sei diese Heiligkeit und Ebenbildlichkeit zerbrochen. Dann sei Jesus auf den Plan getreten, damit diese Wesensgleichheit wieder hergestellt werden könne. „Soweit der theoretische Teil!“, so der Bezirksapostel, den es nun in der Praxis umzusetzen gelte.
Der Gottesdienst hier sei keine christliche Übung, sondern habe den Anspruch, dass jeder Einzelne hier in Bad Friedrichshall sie (die Wesensgleichheit) ansatzweise wiederherstellen könne.
Der Bezirksapostel präzisierte dies an drei Merkmalen:
*Jesus war und ist sich jederzeit bewusst, dass er Gottes Sohn ist. Sind wir uns im Alltag und in Stresssituationen immer unserer Gotteskindschaft bewusst? Gemäß dieser Bestimmung und dieses Anspruchs müsse dies dann Auswirkungen auf Verhalten und Taten haben.
*Jesus hat immer wieder die Gemeinschaft mit seinem Vater gesucht, schon als Kind im Tempel. Gelte dies auch für die Zuhörer vor Ort und zwar nicht nur im Gottesdienst? „Betest du auch wenn du betest?“ zitierte er in diesem Zusammenhang eine Frage des früheren Stammapostels Walter Schmidt.
*Das Vertrauen von Jesus in seinen Vater sei jederzeit grenzenlos gewesen, auch wenn er in seiner Erdenzeit nicht alles gewusst oder gesehen habe. Dennoch sei „Dein Wille geschehe“ seine oberste Maxime gewesen. Sorgen hat jeder von uns – aber haben wir auch das Vertrauen, dass Gott uns den Weg führt der gut und richtig ist?
Als Fazit des Gottesdienstes konnte Folgendes mitgenommen werden: Lebensaufgabe und Anspruch von jedem müsse es sein, das Wesen Jesu Christi an der eigenen Person deutlich werden zu lassen. Die Liebe, die von oben komme, müsse sich in jedem Einzelnen abbilden.
Der zu einem Predigtbeitrag aufgerufene Bezirksevangelist Clever aus Künzelsau unterstrich dies und stellte die Frage, ob der im Chorlied gerade besungene Friede und die Freude nicht nur nach oben, sondern immer auch im Miteinander und untereinander zum Vorschein kämen.
Gemeinsames Vater-Unser, Sündenvergebung, die Versiegelung zweier Kinder, Abendmahl – von den Aposteln persönlich an alle Gottesdienstbesucher ausgeteilt – bildeten den Höhepunkt des Gottesdienstes, bevor der Bezirksapostel diesen mit dem Schlussgebet beendete. (rw)