Einige Gläubige der Gemeinde Waldbach nahmen am Samstag, 4. März, zur Vorbereitung auf den Gottesdienst zum Gedenken an Entschlafene in der Synagoge Obersulm-Affaltrach an einer Führung teil.
Nach der Begrüßung von Frau Treffert wurde den Teilnehmern im Betsaal sowohl viel Wissenswertes über die jüdische Gemeinde, das jüdische Glaubensleben und die Geschichte des Judentums, als auch das Schicksal einzelner Familien berichtet. Im 16. Jahrhundert kamen die ersten Juden in Affaltrach an. Es entstand eine blühende jüdische Gemeinde. Bis 1933 lebten die Juden als geachtete und angesehene Mitbürger in der Ortsgemeinde. Doch diesem Mit- und Nebeneinander wurde ein jähes Ende verordnet. Die Etappen der Entrechtung, Verfolgung und Vernichtung vom organisierten Boykott (1933) über die Nürnberger Gesetzte (1935) und den Novemberpogrom (1938) bis zu den Deportationen (ab 1940) zeigten Wirkungen auch in Affaltrach. Die Pogromnacht am 8./9. November 1938 markierte für den jüdischen Bevölkerungsteil den Beginn ihrer Leidenszeit.
In der Affaltracher Synagoge, im Haus der Versammlung, waren alle wichtigen Räume, wie Gottesdienstraum, Betsaal, Schulzimmer, Sitzungsraum, rituelles Tauchbad, eine koschere Küche und eine Lehrerwohnung, alles, was für ein kultisches und tägliches Leben einer jüdischen Gemeinde wichtig war, vereint. Der höchste und heiligste Feiertag der Juden ist das Versöhnungsfest. An diesem Tag gedenken sie ihrer eigenen Geschichte. Die Menschen beten für und erinnern sich dabei auch an die Verstorbenen. Es ist ein besinnlicher Tag, an dem sie sich mit Gott und ihren Mitmenschen versöhnen wollen.
Am Ende der Führung wurden all die seelischen Empfindungen von Priester Boris Reich in einem Gebet ausgedrückt. Er erwähnte auch das Lied, in welchem die Liebe zwischen Gott und den Menschen besungen wird: „Ich bete an die Macht der Liebe...“ Der Besuch in der Synagoge war ein eindrucksvolles und bewegendes Erlebnis an einem besonderen Ort.