„Es jubelt mein Herz.
“ Dieser Choral von Händel bildete den Auftakt zu einem festlichen Abend am Freitag, 28. Juli 2006. Die neuapostolische Kirchengemeinde in Weinsberg feierte ihr 75-jähriges Bestehen.
Der Gemeindevorsteher, Rainer Kallenberger, eröffnete diesen Festabend in der Kirche Weinsberg, danach sprach Wolfgang Maaß, Bezirksvorsteher des Kirchenbezirkes Heilbronn-Pfühl, als Vertreter der Neuapostolischen Kirche Süddeutschland. Die Stadt Weinsberg wurde durch ihre erste stellvertretende Bürgermeisterin Margit Frisch vertreten. Für die evangelische und katholische Kirche überbrachte Dekan Otto Friedrich Glückwünsche zum Jubiläum.
Musikalisch umrahmt wurde die Festveranstaltung durch Beiträge von Orchester, Gemischter Chor und Kinderchor. Nach dem Verlesen der Kurzchronik der neuapostolischen Kirchengemeinde Weinsberg sowie einem kurzen Einblick in das aktuelle aktive Gemeindeleben klang dieser Abend bei einem gemütlichen Gesprächskreis im Park vor der Kirche aus.
Vor der offiziellen Gründung der neuapostolischen Kirchengemeinde Weinsberg im Jahre 1931 wohnten bereits seit 1922 einige neuapostolische Christen in Weinsberg. Seit 1941 finden die Gottesdienste in einem eigenen Kirchengebäude statt, das 1965 durch die heutige Kapelle Unteres Tor 10 ersetzt wurde.
Den Höhepunkt der Feierlichkeiten zum 75-jährigen Jubiläum bildete ein Festgottesdienst in der Kirche Weinsberg am Sonntagmorgen, 30. Juli 2006, den der stellvertretende Kirchenpräsident der Neuapostolischen Kirche Süddeutschland, Apostel Hans Peter Schneider, durchführte. Als Bibelwort für diesen Gottesdienst verwendete Apostel Schneider 1. Korinther 1, Verse 4 bis 7, die überschrieben sind mit den Worten „Dank für Gottes reiche Gaben“. Im Rahmen dieses Festgottesdienstes wurden ein Priester und drei Diakone für die Jubiläumsgemeinde Weinsberg ordiniert.
Alle Gottesdienstteilnehmer, Nachbarn, ehemalige Gemeindemitglieder und weitere interessierte Gäste waren im Anschluss zu einem Gemeindefest auf dem Kirchengelände eingeladen.
Gläubige Christen aus der neuapostolischen Kirchengemeinde Heilbronn-Pfühlstraße begannen um das Jahr 1920, in der Stadt Weinsberg erste Einladungen in neuapostolische Gottesdienste zu überbringen. Der Friseur Heilmann aus Weinsberg besuchte die Gottesdienste in Heilbronn und wurde 1922 neuapostolisch.
Bald fanden sich einige Gläubige aus Weinsberg und Ellhofen zusammen. Die Familien Koch, Schenk, Fleischmann, Rössler, Heilmann und Eichert machten sich zu Fuß auf den Weg zum Gottesdienst in die neuapostolische Kirche Heilbronn-Pfühlstraße, bis 1925 bei der Familie Metzger in der Uhlandstraße sowie im Hause der Familie Koch die ersten Gottesdienste in Weinsberg stattfinden konnten.
Ende 1928 wurde ein Saal im Weinsberger Gasthaus „Zum Rebstock“ als Versammlungsstätte angemietet. Später folgten dann ein Umzug in das erste Kirchenlokal bei Familie Conzelmann sowie Zusammenkünfte in der Hauptstraße im Haus der Handelsbank.
Im Zuge des Wachstums der neuapostolischen Kirchengemeinde Weinsberg wurden Ende 1933 im Haus Talheimer in der Bahnhofstrasse (genannt Judenhaus) zwei Räume angemietet und zu einem Versammlungsraum umgestaltet. Von diesem Zeitpunkt an fanden regelmäßig neuapostolische Gottesdienste in Weinsberg statt. Das Jahr 1931 gilt heute als das offizielle Gründungsjahr der neuapostolischen Kirchengemeinde Weinsberg. Im Kirchenbuch sind als erste die Familie Metzger sowie die Eheleute Gräter verzeichnet. Damals bildete sich auch bereits der Gemischte Chor. Zu diesem Zeitpunkt betreute Hirte Karl aus Heilbronn als erster Gemeindevorsteher die Gläubigen in Weinsberg.
1940 zählten rund 100 Mitglieder zur neuapostolischen Kirchengemeinde Weinsberg. Damals wurde das Anwesen der Kohlenhandlung Kuch, Unteres Tor 10, wo auch das heutige eigene Kirchengebäude steht, erworben und noch in den ersten Kriegstagen zu einer würdigen Versammlungsstätte umgebaut. Die Stadtverwaltung stellte während der Bauzeit das Musikzimmer in der Hildthalle unentgeltlich zur Verfügung. Am 28.09.1941 konnte Apostel Karl Ludwig anlässlich eines Festgottesdienstes die Kirche mit etwa 130 Sitzplätzen einweihen.
Im Dezember 1952 trat Vorsteher Hirte Karl in den Ruhestand. Priester Hermann Karl übernahm die Leitung der Gemeinde bis zu seiner beruflichen Veränderung im Jahre 1954. Von diesem Zeitpunkt an stand die Gemeinde Weinsberg unter der Leitung von Priester Alfred Gutbrod, der 1966 als Evangelist ordiniert wurde.
1951 zählte die Gemeinde bereits rund 150 Mitglieder. Ein größeres Kirchengebäude wurde dringend benötigt. Am 10. Mai 1964 fand nach rund 23 Jahren in der alten Kirche der letzte Gottesdienst statt. Während der Zeit des Neubaues wurde wiederum im Gasthaus „Zum Rebstock“ ein Saal als Versammlungsstätte angemietet. Der Architekt der neuen Kirche, Priester Heinz Hammel aus Heilbronn, plante die heutige Kirche und leitete die Bauarbeiten.
Am 29. Mai 1965 fand der Weihegottesdienst durch Bischof Gaiser statt. Der Evangelist Alfred Gutbrod trat 1977 altershalber nach 23-jähriger ehrenamtlicher Tätigkeit als Gemeindevorsteher in den Ruhestand. Damals zählte die neuapostolische Kirchengemeinde Weinsberg rund 160 Mitglieder. Neuer Gemeindevorsteher wurde Evangelist Rolf Storz, der diese Aufgabe - fast zwanzig Jahre lang - bis 1996 erfüllte. Bis Ende 1990 stieg die Mitgliederzahl auf nahezu 190 neuapostolische Christen an. Seit Februar 1996 ist Evangelist Rainer Kallenberger mit der Leitung der Gemeinde beauftragt. Die Gemeinde zählt derzeit 178 Mitglieder, davon sind 26 Kinder bis 14 Jahre, 8 Jugendliche zwischen 14 und 20 Jahren. Insgesamt gehören zur Gemeinde 46 Senioren (älter als 65 Jahre). Im Gemischten Chor wirken derzeit 28 Sänger (Stand August 2006).